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Ladenetz für E-Autos: Städte klagen über Hindernisse

08.04.2019 10:39 Uhr
Ladenetz für E-Autos: Städte klagen über Hindernisse
Etwa 17.400 öffentlich zugängliche Ladepunkte für E-Fahrzeuge gab es Ende März in Deutschland.
© Foto: Maurice Tricatelle/stock.adobe.com

Ohne Ladestationen keine Nachfrage nach Elektroautos. Aus diesem Dilemma versucht sich Deutschland zu befreien. In vielen Großstädten ist die Zahl der Ladepunkte aber noch relativ gering.

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Die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn deutlich erhöht. In den ersten drei Monaten kamen 1.300 solcher Stromtankplätze hinzu, Ende März waren es etwa 17.400, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Montag in Berlin mitteilte. Davon seien etwa zwölf Prozent Schnelllader. Mehr als drei Viertel der Ladesäulen werden laut der Angaben von Energieunternehmen betrieben.

Einige deutsche Großstädte haben eigene Ausbaupläne, jedoch sind die angestrebten Zahlen immer noch überschaubar. Für die Kommunen ist es oft schwierig, Flächen für die Ladepunkte zu finden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Zudem sollte die Bundesregierung die Förderung der Stromladenetze vereinfachen, hieß es.

Ein dichtes Netz von Ladestationen gilt als Voraussetzung dafür, dass mehr Elektroautos benutzt und gekauft werden. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) lag 2018 der Bestand an Elektro-Pkw lediglich bei rund 83.000 Fahrzeugen. Hinzu kamen 341.000 Hybrid-Pkw - bei einem Gesamtbestand von 57,3 Millionen Kraftfahrzeugen.

"Angesichts der noch geringen Anzahl an E-Autos wird der heutige Bedarf damit bei weitem gedeckt", stellte BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer zum bestehenden Ladenetz fest. Um das Klimaziel für 2030 im Verkehrssektor zu erreichen, müssten allerdings sieben bis zehn Millionen E-Autos auf die Straße gebracht werden.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hat angekündigt, Eigentümern und Mietern die Errichtung von Ladestationen per Gesetz zu erleichtern. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte für ein entsprechendes Förderprogramm für den Haushalt 2020 eine Milliarde Euro zusätzlich gefordert.

Hamburger Verkehrsbehörde fördert mit 21 Millionen Euro

In Hamburg hat die Verkehrsbehörde Ende Februar das Modellprojekt "Elbe" mit einer Förderung von 21 Millionen Euro für bis zu 7.400 weitere Ladepunkte für Elektroautos gestartet. Das Interesse an Elektro-Ladestationen für Wohn- und Gewerbe-Gebäude, auf Betriebsgeländen und in Parkhäusern sei hoch.

Im öffentlichen Straßenraum gibt es laut Behörde mehr als 850 Ladestationen und jährlich 175.000 Ladevorgänge. Bis Jahresende sollen es 1.000 Stationen werden. Als größtes Hemmnis beim Ausbau der bundesweiten Ladeinfrastruktur sieht die Hamburger Verkehrsbehörde fehlende Geschäftsmodelle, vor allem außerhalb von Metropolen.

In Berlin betreibt alleine der Anbieter Be-Emobil nach Angaben des Senats derzeit 260 Ladestationen mit 490 Ladepunkten, bis zum dritten Quartal 2020 sollen es bis zu 1.140 sein. Auch die Anbieter Innogy und RWE betreiben zahlreiche Ladestationen in Berlin.

München hat 350 Ladesäulen mit 700 Ladepunkten. Ende 2019 sollen es 550 Ladesäulen mit 1.100 Ladepunkten sein. Zentrale Forderung der bayerischen Landeshauptstadt ist es, die bislang befristet angelegten Förderprogramme längerfristig fortzuführen. Unbedingt nötig sei auch eine Novelle des Wohneigentums- und Mietrechts, um den Ausbau von Ladeinfrastruktur im mehrgeschossigen Eigentums- und Mietshäusern zu erleichtern.

In Hannover und in Mainz gibt es jeweils etwa 50 Ladepunkte. Während Hannover von seiner Konzessionärin Enercity bis Ende 2019 den Betrieb von 120 Säulen mit 240 Ladepunkten erwartet, strebt Mainz nach Angaben der Stadt lediglich 15 bis 20 neue Ladepunkte bis Jahresende an. Aus in Mainz hieß es, der öffentliche Raum sei "sehr begrenzt, es bestehen zahlreiche Nutzungskonflikte", etwa beim Parken.

Mit Blick auf die Förderung sind aus Mainzer Sicht noch Gesetzesänderungen notwendig, so etwa einheitliche und verständliche Beschilderung sowie Regeln für das Ladestationen in Garagen von Mehrfamilienhäusern. Außerdem müsste Carsharing für E-Autos gezielt gefördert werden und die Erweiterung der Stromleitungen.

Passende Orte sind Mangelware

In Stuttgart gibt es derzeit an etwa 200 öffentlichen Standorten 400 Ladepunkte. Bis Ende 2021 sollen nach Angaben der Stadt 300 Standorte mit 600 Ladepunkten hinzukommen. Im öffentlichen Raum sei das Hauptproblem, passende Orte für die Ladestationen zu finden. Bei den Schnelladern mit Gleichstrom gebe es Schwierigkeiten mit der Netzkapazität und die Kosten für Anschluss und Tiefbau seien höher. Bei Förderaufrufen der Bundesregierung seien die Fristen zu kurz. Der Ausbau auf privaten Flächen komme nur verzögert voran, stellte ein Sprecher der Stadt fest.

In Leipzig sind nach Angaben der Stadt momentan etwa 260 öffentlich zugängige Ladepunkte vorhanden. Man unterstütze den Aufbau von mehr Ladestationen und sei "mit den privatwirtschaftlichen Unternehmen im Austausch". Eine Zielzahl wurde nicht genannt.

In Köln gibt es derzeit 170 öffentlich zugängliche Ladepunkte des Versorgers Rheinenergie. Hinzu kommen 50 weitere öffentliche Ladepunkte anderer Anbieter. Bis Ende 2020 sollen 400 zusätzliche Ladepunkte hinzukommen. Für den Durchbruch der Elektromobilität müsse aber auch halb-öffentliches und privates Laden gefördert und rechtlich erleichtert werden, heißt es aus dem Kölner Rathaus. Für Taxis und öffentliche Flotten sei ein dichteres Netz an Schnellladepunkten nötig.

In Düsseldorf betreiben die Stadtwerke aktuell mehr als 220 Ladepunkte. Für 2019 gibt es Planungen, mindestens eine zweistellige Anzahl von weiteren Ladepunkten zusätzlich zu installieren. Essen hat das Stadtgebiet in jeweils 200 mal 200 Meter große Einheiten aufgeteilt, die als Standorte für E-Ladesäulen dienen sollen. Dadurch soll der Aufbau der E-Ladesäulen möglichst gleichmäßig auf dem Essener Stadtgebiet erfolgen. Bisher sind 155 Anträge auf die Erlaubnis zum Ausstellen einer Ladesäule eingegangen. (dpa)

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