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Kolumne: Blechlawine rollt weiter

13.09.2017 15:22 Uhr
Kolumne: Blechlawine rollt weiter
© Foto: Uschi Horsten-Schmiedel

In regelmäßigen Abständen kommt die Sprache auf ein Tankstellensterben. Doch unsere Kolumnistin sieht noch eine spannende Zukunft für Tankstellen voraus.

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Gerade war wieder Urlaubszeit. Am eigenen Leib habe ich erlebt, wie sich Autos aneinanderreihen, Kilometer um Kilometer. Es gibt sie noch, die Blechlawinen. Die alternativen Verkehrsmittel Flugzeug, Bus und Bahn ändern nichts daran, dass viele Leute viel Auto fahren. Die alternativen Antriebe laufen den klassischen Kraftstoffen auch noch lange nicht den Rang ab. So sehe ich keine akute Gefahr für die aktuellen Tankstellenformate.

Zukunftsweisend?
Neulich war ich in einer Aral-Tankstelle mit einem neu eröffneten Rewe-to-go-Shop. Sieht so die Zukunft aus? Hier vorläufig exklusiv für Sie mein Eindruck: Draußen alles wie immer, nur ein Dachwürfel weist auf die Neuerung hin. Drinnen: ein Knaller! Schwarz überwiegt, unterbrochen von frischem, intensivem Grün. Strahler leiten den Blick auf ein breites Bistro und viele offene Kühler. Aber der Haupteindruck ist … schwarz. Auf mich wirkte das ungewohnt und hart.

Beeindruckend ist die Vielfalt des Bistros, die weit über die Vitrine mit den bekannten belegten Backwaren hinausgeht. Es gibt eine zweite Vitrine mit heißer Ware und einem wechselnden warmen Tagesgericht. Daneben steht eine neue mannshohe Bistropräsentation mit SB-Klappen und vorgepackten Tüten mit trockenen Backwaren. Dahinter stehen zwei große Profi-Kaffee-Vollautomaten, die leider wegen der hohen Verkaufsträger nicht so prominent ins Auge fallen, wie sie es verdient hätten. In meiner Tankstelle hätte ich mir früher immer solche Kaffeemaschinen gewünscht!

Im Vorkassenbereich und an der Rückwand stehen diverse offene Kühler mit vielen Convenience-Snacks. Es gibt eine sehr breite Auswahl an geschnittenem Obst, Sushi, Müslis und schnellen Gerichten für Pfanne oder Mikrowelle aus frischen Zutaten, dazu Fleisch- und Wurstwaren in SB-Packungen. Die Verkaufspreise sind natürlich insgesamt nicht ganz auf Supermaktniveau, preislich erscheint die Ware aber akzeptabel für unterwegs und auch eine Alternative zu den trendigen Lieferdiensten. In Shop und Bistro sowie hinter der Kasse wirbeln drei bis vier Personen. Insgesamt ein überzeugendes Angebot für die Kunden mit einigen Vorteilen für die moderne Lebensführung. Aber …

Langer Atem nötig!
Werden die Kunden dieses neue Konzept schnell annehmen? Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei. Menschen sind Gewohnheitstiere. Bis zur Kundenakzeptanz werden aber die Kosten enorm sein. Die Haltbarkeit bei der Anlieferung beträgt für die frischen Convenience-Produkte nur ein bis drei Tage. Niemand will geschnittenes Obst oder Sushi essen, das länger herumlag. Aber wer trägt die enormen Kosten für den Wegwurf? Monatelang, vielleicht jahrelang, bis der Standort sein Potenzial erreicht hat!

Schwer wird es für den Pächter auch sein, das Personal in der Menge und der Qualität zu finden, um die attraktiven Convenience-Produkte erfolgreich zu präsentieren. Und wovon soll er es bezahlen, wenn zwischen leicht gesenktem Einkaufspreis und stark gesenktem Verkaufspreis die Marge sinkt?

Fazit
Rewe-to-go ist eine große Lösung für die Zukunft. Ich wünsche den alten Kollegen gute Nerven, finanziell einen langen Atem und von Herzen viel Erfolg.  Anderen Tankstellengesellschaften kann ich nur raten, den Marktführer als Wegbereiter in Ruhe vorweggehen zu lassen. Denn die Kosten und Risiken sind enorm, bis ein neuer Markt gemacht ist. Derzeit rollen die Blechlawinen ja noch und das Tankstellengeschäft ernährt (noch) seinen Mann.

(Autorin: Uschi Horsten-Schmiedel; Die Kolumne erschien in Sprit+ Ausgabe 9.)

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Uschi Horsten-Schmiedel kennt die Tankstellenbranche von allen Seiten. Von 1998 bis 2010 war sie als Mitarbeiterin von BP und Aral erst Leiterin im Category Management in der Zentrale, dann als Distriktleiterin verantwortlich für das Netz in Bayern. Von 2010 bis 2016 betrieb sie selbst eine der umsatzstärksten BP- und Aral-Tankstellen in München als Pächterin. In unserer Kolumne wendet sie sich direkt an die Tankstellenbetreiber, teilt ihre persönlichen Erfahrungen und gibt Tipps für den Arbeitsalltag.


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