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IG Esso: Das Jahr aus Sicht der Esso-Pächter

30.11.2017 11:54 Uhr
IG Esso: Das Jahr aus Sicht der Esso-Pächter
Die Esso Deutschland verkauft nicht nur ihr Tankstellennetz, in einigen Fällen hat sie bereits besonders wertvolle Grundstücke an Investoren veräußert.
© Foto: [M]: Exxonmobil (Tankstelle), Feverpitched/iStock (Schild)

Der geplante Netzverkauf schreitet voran, Esso hat einige Filetstücke verkauft. Nicht nur deshalb war und ist 2017 für Esso-Pächter ein von Unsicherheit gekennzeichnetes Jahr. IG-Esso Geschäftsführer André Zacharias lässt es Revue passieren.

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Das Jahr 2017 nähert sich mit schnellen Schritten schon wieder seinem Ende. Und zum Ende eines jeden Jahres lohnt es meiner Meinung nach kurz innezuhalten, um zu reflektieren, was das vergangene Jahr geprägt hat, und vorauszuschauen, was uns in der Tankstellenlandschaft und insbesondere bei der Marke Esso im nächsten Jahr erwarten wird.

Zunächst einmal gab es wieder einen Wechsel an der Spitze der Esso Deutschland. Alexander Hentschke folgte auf Rainer Bogner. Mit diesem Personalwechsel ging jedoch kein Strategiewechsel einher, sodass der Übergang nahtlos erfolgte. Die Investitionen ins Netz mit neuem Tabakregal, Image-Upgrade, Synergy und neuem Kassensystem wurden unverändert weitergeführt. Esso will wachsen; das bleibt die Grundstrategie.

Dann hat sich – man kann nach den Jahren der zahllosen Gerüchte schon fast sagen: endlich – konkretisiert, was Esso in Deutschland mit dem Netz vorhat. Auf unserer Jahreshauptversammlung am 16. Juni in Nürnberg hat Herr Hentschke dies sehr offen und ausführlich erklärt. Esso sucht in Deutschland nach drei bis vier sogenannten Branded Wholesalern, die das operative Geschäft von Esso in Zukunft führen sollen. Esso selber wird dann nur noch die Marke pflegen und natürlich den Sprit liefern.

Nach außen hin bleiben aber alle Tankstellen Esso-Stationen. Eine Konstruktion, die es in anderen Ländern bereits seit Jahren gibt und vor circa sieben Jahren im Raum Nürnberg schon einmal versucht wurde. Damals ist sie gescheitert, ob es diesmal klappt, ist noch offen. Natürlich führt dies aber wieder zu Unsicherheiten. Dies nicht nur bei den Partnern, sondern fast schon mehr bei den Esso-Mitarbeitern.

Erste Auswirkungen hat es auch schon gegeben. Esso hat seine „Filetstücke“, also die Stationen mit den höchsten Grundstückswerten, bereits vorab als reine Grundstücke verkauft. Die Stationen werden geschlossen, die Grundstücke von Investoren anderweitig genutzt. Getroffen hat es sieben Stationen in Hamburg, Düsseldorf, München und Berlin. Für die betroffenen Partner ist das natürlich der „Worst Case“, da deshalb noch nicht einmal ein Ausgleichsanspruch entsteht. Eigentlich ist es paradox: Für die gut laufenden Stationen von Partnern mit vielen über die Jahre geworbenen Stammkunden würden im Normalfall bei einer Beendigung hohe Ausgleichsansprüche fällig; so aber werden die Partner durch den Verkauf quasi enteignet, nur weil keine Stammkundenvorteile für die Gesellschaft entstehen.

Daneben scheint sich Esso bei den Pächtern vom Werkstattgeschäft trennen zu wollen. Dieses Geschäft scheint nicht ins Schema „Branded Wholesaler“ zu passen. Dass damit die Stationen unwirtschaftlich werden, wird in Kauf genommen und diese Stationen deshalb in der Regel als Zweit- oder Drittstationen verpachtet, die den Verlust des Werkstattgeschäfts kompensieren können. Mehrfachbetreibung ist sowieso ein Trend des Jahres 2017. Die Bündelung mehrerer Stationen für einen Pächter sieht Esso als Möglichkeit, trotz eigentlich unwirtschaftlicher Tankstellen dem Pächter auskömmliche Gewinne zu ermöglichen.

Händler erfreuen sich Beliebtheit

Bei den Händlern war der erfreuliche Trend zu sehen, dass viele Gesellschaften plötzlich wieder in Deutschland wachsen wollen. Dies erhöhte die Nachfrage nach guten Händlerstationen, was wiederum zu deutlich besseren Konditionen bei den Vertragsverlängerungsverhandlungen führte. Der Markt hat somit durch erhöhte Nachfrage zu den von vielen seit Jahren geforderten und auch notwendigen Provisionserhöhungen geführt.

Wirtschaftlich gesehen, war 2017 für die Branche ein gutes Jahr. Für die MÖG, aber auch für die meisten Betreiber. Wohl aus diesem Grund spricht niemand mehr über den Mindestlohn. Die Auswirkungen hiervon hat der Markt längst kompensiert. Aufgrund der Beschäftigungssituation wird auch in unserer Branche meistens schon deutlich über dem Mindestlohn bezahlt, um überhaupt noch Mitarbeiter zu bekommen. Die Zeiten, in denen Mitarbeiter 6,50 Euro auf die Stunde bekamen, sind vorbei.

2018 wird nun vermutlich zunächst Gewissheit darüber bringen, ob und wie Esso den Branded Wholesale über die Bühne bringen wird. Denn wenn diese Konstruktion wie geplant eingeführt wird, sind meines Erachtens umfangreiche Vorbereitungen notwendig. Denn hier wird ja keine klassische einheitliche Firma verkauft, wo der eine Besitzer geht und der neue kommt und alles eins zu eins übernimmt. Hier wird ein Netz aus Pacht-, aus Händlerstationen und aus ROC-Filialstationen von Dritten übernommen – mit einem Geflecht an Grundstücksverträgen, Händlerverträgen, Arbeitsverträgen und so weiter. All das muss rechtssicher auf die Branded Wholesaler übertragen werden. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass ein Start vor 2019 erfolgen kann. 2018 wird dann das Jahr der Vorbereitungen. Es bleibt spannend, was uns hier erwartet.

Wirtschaftlich spricht derzeit alles dafür, dass auch 2018 wieder gut laufen wird. Die Wirtschaft brummt und wird wohl auch im nächsten Jahr weiter anziehen. Dies wird aber dazu führen, dass sich das Thema Personalmangel zuspitzen wird. Immer mehr Stationen haben das Problem, Mitarbeiter zu finden. Vor allem Mitarbeiter, die mit den ständig steigenden Anforderungen an der Kasse zurechtkommen. Das wird wohl das Hauptproblem für 2018.

Daneben wird wohl die Diskussion um den Dieselmotor und die möglicherweise nachlassenden Zulassungszahlen wieder zu einer Verlagerung des Absatzes zum Superbenzin führen. Der eine oder andere mit (zu) wenigen Dieselzapfpunkten wird darüber nicht traurig sein. Die Diskussion über die Elektroautos wird aber sicherlich die nächsten Jahre noch keine Auswirkungen auf unser Geschäft haben.

Es gibt also viele Gründe optimistisch ins Jahr 2018 zu gehen – auch mit der hausgemachten Unsicherheit wegen der Frage der Zukunft des Esso-Netzes. Denn eines wird auch der Branded Wholesaler immer brauchen: Sie als kompetenten Partner am Point of Sale.

(Autor: André Zacharias, Geschäftsführer des Farbenverbandes IG Esso; der Artikel erschien in Sprit+ 12.2017.)

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